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Mit ihren rund 9500 Mitarbeitern in der Diözese Passau ist die Caritas einer der größten Arbeitgeber der Region. Doch anders als in gewöhnlichen Unternehmen oder im öffentlichen Dienst dürfen die Angestellten des katholischen Wohlfahrtsverbands nicht streiken. Ihre Entlohnung ist aber eng an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) geknüpft. Aktuell kämpft Verdi für mehr Lohn im öffentlichen Dienst. Um die Gewerkschaft dabei symbolisch zu unterstützen, haben rund 40 Caritas-Mitarbeiter am 11.02.2025 ihre Mittagspause geopfert, um an einer Solidaritätsbekundung vor dem Seniorenheim Mariahilf teilzunehmen.
Auf PNP-Anfrage erklärte Thomas Furthmeier vom Caritasverband für die Diözese Passau zu den Hintergründen, dass in der Caritas die paritätisch besetzte Arbeitsrechtliche Kommission an die Stelle von Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen trete. "Normalerweise lehnen sich die Kommissionen jedoch an Tarifabschlüsse der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände an. Man kann daher von einem ,Leittarif‘ für die soziale Branche sprechen."
Bei der Kundgebung handelte es sich nicht um einen Streik, betonte vor Ort Susanne Borger, Mitglied der Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission Deutscher Caritasverband (ak.mas), die zusammen mit der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (mav, das Betriebsrats-Äquivalent in der Caritas) für die Solidaritätsbekundung verantwortlich zeichnete. "Deshalb machen wir das in der Mittagspause."
Der Passauer Verdi-Sekretär Josef Ilsanker (r.) sprach zu den rund 40 Caritas-Mitarbeitern, die sich vor dem Seniorenheim Mariahilf versammelt
hatten.PNP/Munzinger
Es gehe darum, ein Zeichen der Solidarität zu setzen, betonte Borger. Auch aus Eigeninteresse, denn in der Vergangenheit habe die Caritas ihre Löhne stets dem TVöD entsprechend angepasst, "wenn auch mit einer gewissen Verzögerung".
August Bastl, Vorsitzender der Passauer Mitarbeitervertretung, ergänzte: "Alle spüren die Teuerung, ob im öffentlichen Dienst oder bei uns." Ein Verdi-Erfolg käme dabei vor allem den Caritas-Mitarbeitern in den niedrigeren Entgeltgruppen, insbesondere in der Pflege zugute.
Die Teilnehmer hielten ein Plakat mit dem Verdi-Motto "Zusammen geht mehr" in die Höhe, dazu ein Banner mit einem Slogan der ak.mas: "Soziale Arbeit hat ihren Wert". Auf kleineren Schildern standen die konkreten Verdi-Forderungen: Acht Prozent bzw. mindestens 350 Euro mehr Lohn, 200 Euro mehr für Azubis, eine neue Altersteilzeitregelung und ein "Meine-Zeit-Konto", über das u.a. Überstunden fair ausgeglichen werden sollen.
Nachdem Ilsanker die Forderungen noch einmal erklärt hatte, sagte Susanne Borger zu den Versammelten: "All das wird sich nur mit viel Druck durchsetzen lassen. Deshalb ist es so wichtig, dass auch wir als kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Tarifforderungen lautstark unterstützen." Denn was im öffentlichen Dienst durchgesetzt werde, "bestimmt auch unsere Lohnentwicklung in den katholischen Wohlfahrtsverbänden".
In seiner Stellungnahme schrieb Thomas Furthmeier von der Diözesan-Caritas, dass dieses Forderungspaket "angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf eine angespannte Lage bei den Kostenträgern" treffe. Der Spielraum für Entgelterhöhungen sei limitiert, und wirtschaftliche Prosperität wichtig für die Finanzierbarkeit des Sozialstaats. Tarifabschlüsse sollten also "trotz berechtigter Anliegen der Mitarbeiterschaft nicht zu Einschränkungen der sozialen Daseinsfürsorge führen".
Im öffentlichen Dienst stünden die Zeichen derzeit auf Streik, sagte Ilsanker auf Mariahilf gegenüber der PNP. August Bastl raunte der Gewerkschaftssekretär zum Abschluss freundschaftlich zu: "Wir werden euch und eure Solidarität wohl noch ein paar Mal brauchen. Da kommt noch Arbeit auf dich zu."
Text: Johannes Munzinger/PNP